Unsere Chronik – von 1876 bis heute
Der Geburtstagsmarsch gehört zum Standard-Repertoir des Musikverein Hillesheim, wird er doch bei den Geburtstagsständchen immer wieder gerne gespielt und gehört. 2006 konnten sich die Hillesheimer Musikerinnen und Musiker den Marsch selbst blasen, hatten sie doch einen gewichtigen Grund dafür: Der Verein feierte sein 130-jähriges Bestehen.
Aller Anfang ist schwer…
Dass es mal soweit kommt, daran haben die 10 Gründungsmitglieder im Jahr 1876 in Hillesheim sicher nicht gedacht, als sie am 10. Oktober dieses genannten Jahres zusammenkamen. Die hatten ganz andere Sorgen. Es waren arme Zeiten und vielleicht gerade deshalb wollten sich die 10 Hillesheimer Männer, für Frauen war das zu der Zeit undenkbar, mit Blasmusik etwas Abwechslung verschaffen. Aber wie das regeln?
Es mußten Statuten her, nach denen das Vereinsleben ablief. Also beschloß man an dem besagten Tag im Oktober die Gründung des “Hillesheimer Instrumental Musikvereins Harmonia” mit der Maßgabe, zur “Aufmunterung des Städtchens und der Erheiterung gesellschaftlicher Kreise” beizutragen. Damit niemand über die Stränge schlug, wurde im § 5 der Statuten festgelegt, daß “außerhalb des Vereins jedes Mitglied sich wie ein anständiger und gebildeter Mann zu betragen habe”.
Das ging sogar so weit, daß ein Mitglied ausgestoßen wurde, wenn es “durch schlechtes Betragen dem Verein Unehre macht”. Finanziert wurde der Verein durch wöchentliche Mitgliedsbeiträge der Aktiven, gleichzeitig aber auch schon festgelegt, daß ein neues Mitglied “mit einem guten, dem Verein entsprechenden Blechinstrument versehen sein muß”. Überhaupt gab es für “Neue” hohe Hürden. Er hatte zuerst “ein gehöriges Musikexamen zu bestehen”, nach diesem Examen muß er bei einer rechtmäßigen Ballotage (einer Abstimmung) wenigstens Stimmenmehrheit erreichen. Wenn dies alles geschafft war, bestimmte der Verein über “ein zu entrichtendes Eintrittsgeld”.
Die Krone setzte dann der § 19: “Alle neu aufgenommenen Mitglieder müssen den Alten in jeder Hinsicht Gehorsam leisten und haben alle kleinen Dienste und Kommissionen zu besorgen”. Ob es an diesen per Statut vorgegebenen Maßnahmen lag oder warum auch immer, der Verein scheint jedenfalls seine Tätigkeit nach einer gewissen Zeit vorübergehend eingestellt zu haben.
Auf ein Neues…
Am 17.03.1886, also 10 Jahre später, wurden “aus den musikalisch ausgebildeten Mitgliedern des Feuerwehr-Corps” eine neue Feuerwehrkapelle gebildet”. Durch den 1. Weltkrieg und die schweren Nachkriegsjahre kamen die Aktivitäten des Musikvereins dann wieder zum Erliegen. Jetzt war es der Kirchenchor, der das religiöse Leben durch Blasmusik verschönern wollte. Zusammen mit Kirchenchor, Zivilgemeinde und vielen Freunden der Blasmusik wurde dann im August 1928 ein neuer Musikverein ins Leben gerufen. Dieses Mal fanden sich 12 Musiker, die unter ihrem Dirigenten Heinrich Kloep einen Neuanfang machten. Dem dann folgenden Aufschwung der Kapelle machte der 2. Weltkrieg ein vorläufiges Ende. Und nach dem Krieg waren die elementaren Lebensbedürfnisse erst ein Mal wichtiger als Vereinsarbeit.
Aber das Leben normalisierte sich und nun kam auch der Wunsch wieder auf, den Musikverein fortzuführen. Dies geschah dann auch unter der “Kapelle des Kirchenchores”, da Vereine in der französischen Zone nicht zugelassen waren. Der Dirigent war weiterhin Heinrich Kloep, von Beruf Musiker, der auch die Ausbildung der Musiker übernahm. Nach dem altersbedingten Ausscheiden von “Botzen-Hein’chen”, wie Heinrich Kloep im Volksmund genannt wurde, übernahm Hermann Blum den Dirigentenstab. Er konnte viele Jugendliche für die Blasmusik begeistern und so kam es nicht von ungefähr, daß neben dem Musikverein ein eigenes Jugendorchester aufgebaut wurde. Krankheitsbedingt musste Hermann Blum nach vielen Jahren fruchtbarer Tätigkeit seinen Dirigentenstab niederlegen und übergab ihn in die Hände von Heinz Schmitz, der bis dahin das Jugendorchester geleitet hatte.
Auf Heinz Schmitz folgte nach vieljähriger Dirigententätigkeit der Musiklehrer Horst Haas, der gleichzeitig auch Dirigent des Jugendblasorchesters des Kreises Daun war. Durch einen Wechsel seiner beruflichen Tätigkeit und damit verbundenen Wohnortwechsel gab Horst Haas den Dirigentenstab an Peter Becker ab, der sich für eine Übergangszeit bereit erklärte, dem Verein aus der Patsche zu helfen.
Im Herbst 1998 übernahm dann wieder einer aus den eigenen Reihen das Ruder. Harald Blum, der Sohn des oben genannten, ehemaligen Dirigenten Hermann Blum konnte ein Musikprogramm zusammenzustellen, daß sowohl bei seinen Musikern als auch bei der Bevölkerung hervorragend ankam. Unter seiner Führung stiegen auch wieder die Mitgliederzahlen im Verein an.
Und wie sieht´s jetzt aus???
Seit Herbst 2007 liegt die Stabführung nun in den Händen von Thomas Lach, einem jungen Musiklehrer, den sein Beruf in die Eifel geführt hat. Nachdem er ein Jahr den Verein an der Trompete unterstützte, wurde ihm die Leitung des Hauptorchesters und weiterer Ensembles übertragen.
Der Musikverein Hillesheim verfügt heute über 80 aktive Musikerinnen und Musiker. Davon spielen alleine ca. 20 Aktive im Jugendorchester, das sich schon lange zu einem selbständig spielenden Orchester entwickelt hat. Das Jugendorchester spielt ausschließlich moderne Literatur, die von den Jugendlichen meist selbst ausgesucht wird. Im Vorstand ist die Jugend mit einem Jugendleiter und zwei von den Jugendlichen selbst gewählten Jugendvertretern voll stimmberechtigt. Natürlich sind die Verantwortlichen des Vereins stolz auf diesen Nachwuchs.
Es zeigt sich aber leider ein nicht zu unterschätzendes Manko wie wohl fast überall in der Eifel: Viele talentierte Musiker studieren nach dem Abitur, was in der Regel einen Wohnortwechsel mit sich bringt. Qualifizierte Arbeitsplätze sind rar in der Region, sodass viele berufsbedingt dem Musikverein den Rücken kehren müssen. Aus diesem Grunde hat die Nachwuchsarbeit im Verein oberste Priorität. Mit sogenannten Schnupperproben werden Eltern und interessierte Kinder zu einer Probe des Jugendorchesters eingeladen. Dabei stellt sich der Verein vor und es werden Fragen der Ausbildung, der Instrumentenbeschaffung, der Kosten usw. beantwortet.
Die Ur, Ur- ….. Großväter aus dem Jahr 1876 stellten zum Teil strenge Bedingungen für die Aufnahme in den Musikverein. Heute ist lediglich die Freude an der Musik und das Erlernen eines Instrumentes notwendig. Wer bereit ist, sich in einer intakten Gemeinschaft einzubringen, ist herzlich willkommen. Die Tür steht nicht nur Kindern und Jugendlichen, sondern auch Erwachsenen weit offen.
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